Ziel: Weniger Verluste, höhere Effizienz
Aber ein Ausweg ist in Sicht: Das Material Siliziumkarbid könnte sich für den Bau von modernen Hochleistungstransformatoren perfekt eignen – zumindest theoretisch. Denn die chemische Verbindung aus Silizium und Kohlenstoff ist erst seit wenigen Jahren in genügender Qualität für die Forschung verfügbar. Sie besitzt Halbleitereigenschaften, die viel besser als andere Materialien für den Einsatz im Stromnetz geeignet sind. Beispielsweise fallen die Leistungsverluste beim Umschalten der Spannungen um bis zu zwei Grössenordnungen geringer aus als beim klassisch eingesetzten Silizium.
Da Siliziumkarbid aber noch so neu, ist das Design geeigneter Strukturen für die Bauteile erst nur für relativ kleine Leistungen erforscht, und nicht für Bauelemente mit Schaltleistungen im Megawattbereich, wie das im realen Stromnetz der Fall sein wird.
Ein interdisziplinäres Team um Jens Gobrecht am Paul-Scherrer-Institut hat daher im Rahmen des Verbundprojektes «Swiss Transformer» seine Aufmerksamkeit auf die Optimierung genau dieser Leistung gerichtet: Dort, wo das Siliziumkarbid mit der Oxidschicht der Leistungselektronik-Bauteile in Kontakt kommt. In Computer-Experimenten simulierte das Team, wie sich verschiedene Bauweisen unter hohen Schaltleistungen verhalten werden.
Zusätzlich zu diesen Modellierungen untersuchte das Team auch die Beschaffenheit der Oberfläche von Siliziumkarbid-basierten Bauteilen ganz genau. Da diese neuartigen Transformatoren noch nicht industriell hergestellt werden, ist es wichtig, potenzielle Probleme in der seriellen Fertigung vorauszusehen, zu verstehen und zu lösen. Eine Erkenntnis ist dabei, dass die Oberfläche des Siliziumkarbids andere Eigenschaften aufweist als herkömmliche Materialien, was den Fertigungsprozess beeinflusst: Während bei der Oxidation von Silizium eine sehr glatte Grenzfläche zwischen dem Silizium und dem Oxid entsteht, ist diese bei der Oxidation von Siliziumkarbid sehr rau. Das wirkt sich nachteilig auf den Widerstand des Bauelementes im eingeschalteten Zustand aus. Durch die Nutzung von Synchrotronstrahlung am PSI arbeiteten die Forschenden daran, die Entstehung dieser Rauigkeiten im Nanometerbereich wissenschaftlich zu klären. Erst dadurch wird es möglich, den Herstellungsprozess so abzuändern, dass die raue Oberfläche gar nicht erst entsteht.
Damit leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag an das Verbundprojekt «Swiss Transformer». Erst durch effiziente und den Belastungen des Netzes gewachsene Bauteile wird das Smart Grid der Zukunft – und damit das Erreichen der hoch gesteckten Ziele der Energiestrategie 2050 – möglich.