Der grösste Teil der weltweiten vom Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen wird bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas freigesetzt. Damit die Erderwärmung unter zwei Grad bleibt, müssen wir zwangsläufig die Nutzung fossiler Treibstoffe reduzieren. Nicht zuletzt auch deshalb, weil diese eines Tages ausgehen werden.
Es ist also wichtig, erneuerbare Rohstoffquellen zu erschliessen – und diese kurz- und mittelfristig auch zu kommerzialisieren. Denn eines ist klar: Ohne flüssige Kraftstoffe mit hoher Energiedichte wird es auch künftig nicht gehen. Während der Individualverkehr und viele andere Sektoren, die derzeit auf fossile Energie angewiesen sind, bereits jetzt oder zumindest in absehbarerer Zeit elektrifiziert werden, wird der Luft- und Schwerlastverkehr weiterhin stark auf flüssige Treibstoffe angewiesen sein. So schätzt Rolf Henke, Vorstandsmitglied im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, dass frühestens in zehn Jahren die ersten kommerziellen E-Flugzeuge abheben können – jedoch mit maximal zwanzig Passagieren an Bord. Auch Elektro-LKWs werden erst in Kleinserien und von wenigen Herstellern in Mittelserien produziert. Zehn davon werden in Deutschland zurzeit in der Praxis getestet.
Darum werden in aktuellen Forschungsarbeiten Konzepte für sogenannte Bioraffinerien entwickelt, die die Umwandlung von lignozellulosehaltiger Biomasse – wie zum Beispiel Stroh oder Buchenholz – in Treibstoffe und Chemikalien ermöglichen. Als Lignozellulose wird die Zellwand verholzter Pflanzen bezeichnet. Diese Art der Biomasse ist der auf der Erde heute schon am häufigsten eingesetzte Rohstoff für die Herstellung von Biokraftstoffen, vor allem von Bioethanol. Ebenso ist diese Art von Biomasse die einzige nachhaltige Ressource bezüglich Kosten, Verfügbarkeit und Menge, die überhaupt in erneuerbare Rohstoffe wie Chemikalien oder Kraftstoffe umgewandelt werden kann.