Die Hälfte des vom Menschen verursachten CO2-Ausstosses in der Schweiz stammt aus dem Strassenverkehr. Diese Emissionen gilt es zu senken. Dazu hat sich die Schweiz im Rahmen der Energiestrategie 2050 verpflichtet. Das Auto in der Garage stehen zu lassen und auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen wäre zwar mit Abstand die beste Lösung, kommt aber bei weitem nicht für alle in Frage. So müssen andere Lösungen her. Eine davon ist, auf andere Treibstoffe umzusatteln. Solche, die erneuerbar sind und klimaneutral produziert werden können. Zum Beispiel synthetisches Erdgas – was nichts anderes ist als künstlich hergestelltes Methan. Es ist im Hinblick auf die Umsetzung der Energiestrategie besonders interessant. Denn wenn in Zukunft das Auto mit synthetischem Erdgas betankt wird, schlägt das zwei Fliegen mit einer Klappe.
Erstens, wenn die Schweiz, wie geplant, verstärkt auf erneuerbare Energien, wie Sonnen- und Windenergie setzt, sind Schwankungen in der Energieproduktion unvermeidlich. Denn die Sonne scheint nicht immer, wenn wir den Strom brauchen und der Wind bläst nicht immer gleich stark. Umgekehrt wird aber auch Energie produziert, wenn kein Bedarf besteht. Genau dieser Strom lässt sich dazu nutzen, um das synthetische Gas herzustellen. Das Gas funktioniert somit als langfristiger Energiespeicher – Speicherbatterien sind gut in der kurzfristigen Speicherung.
Und zweitens wird der erneuerbare Treibstoff aus CO2 hergestellt. Das Treibhausgas wird somit zu einer Ressource. Ob und unter welchen Bedingungen das synthetische Erdgas als Treibstoffersatz für den Schweizer Strassenverkehr Potenzial hat, haben Boris Meier als Projektleiter und das Team von Markus Friedl, Professor am Institut für Energietechnik an der HSR in Rapperswil, untersucht. Ihr Fazit: Ob Methan künftig als Treibstoff im Strassenverkehr zum Einsatz kommt, ist weniger eine technische, sondern eher eine politische Frage.