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Mehr Innovation dank Umweltsteuer

Ist ein Wirtschaftswachstum in der Schweiz auch möglich, wenn die Umweltabgaben wegen der Energiestrategie 2050 höher sind? Ja, sagen Forschende der ETH Zürich – denn die Abgaben würden zu mehr Innovationstätigkeit führen.

Zusammenfassung des Forschungsprojekts «Ökologische Steuerreform und endogenes Wachstum».
Eine innovationsgetriebene Wirtschaft hat das Potenzial, zu wachsen: Roboter in einem Labor.
Eine innovationsgetriebene Wirtschaft hat das Potenzial, zu wachsen: Roboter in einem Labor. Adobe Stock
Auf einen Blick

Auf einen Blick

  • Eine Umweltsteuerreform kann Firmen dazu bringen, mehr Mittel in Innnovationen und effizientere Abläufe zu investieren, um die Steuerbelastung so zu senken.
  • Mehr Innovation führt zu Wirtschaftswachstum, was die höheren Produktionskosten durch die höhere CO2-Steuer wettmacht.
  • Der Wohlstand der Schweizer Bevölkerung würde durch die Reform leicht gesenkt – allerdings lässt diese Betrachtung den Wert einer saubereren Umwelt ausser Acht.

Um die Ziele der Energiestrategie 2050 zu erreichen und den Ausstoss von Treibhausgasen zu reduzieren, will der Bundesrat ab dem Jahr 2021 die bisherige Förderpolitik durch ein Lenkungssystem ablösen, was sehr umstritten ist. Ob und wie sehr eine solche Umstellung die Wirtschaftskraft der Schweiz beeinträchtigen würde, haben Forschende der ETH Zürich in diesem Projekt untersucht.

Ihr Resultat: Das Land würde von der Steuerreform hin zu Umweltabgaben profitieren, denn die Abgaben auf Strom und Treibstoffe würden zu mehr Innovation führen. Dadurch entstünde eine wettbewerbsfähigere Wirtschaft und so Wachstum – vorausgesetzt, die Rückvergütungen fliessen in einer geeigneten Form zurück zu den Zahlern. Der Wohlstand der Bevölkerung aber würde leicht zurückgehen. Allerdings blendet diese monetäre Betrachtungsweise die gewonnene Lebensqualität durch eine sauberere Umwelt aus. Für ihre Untersuchung haben die Forschenden die Auswirkungen einer Steuerreform theoretisch modelliert. Auf der Basis dieser Überlegungen berechneten sie dann die Effekte mit einem auf die Schweizer Verhältnisse geeichten Computermodell.

Mit Innovation zu Wachstum

Höhere Abgaben auf klimaschädliche Aktivitäten wie hohen Stromverbrauch oder Ausstoss von Treibhausgasen sind für Firmen ein Anreiz für Innovationen und effizientere Prozesse, um ihre Steuerbelastung zu senken. Gemäss dem Modell der Forschenden fliesst Kapital in die Entwicklung neuer Technologien und diese machen die Wirtschaft letztlich wettbewerbsfähiger. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn der Staat die zusätzlichen Steuererträge in einer geeigneten Form rückverteilt. Am sinnvollsten wäre in der Schweiz eine Reduktion der Kapitalsteuern, wie die Computermodellierungen der ETH gezeigt haben. So resultiert trotz der Steuerreform ein grösseres Wirtschaftswachstum als unter Beibehaltung des Status quo.

Wohlstand leidet, Umwelt profitiert

Neben den Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft haben die Forschenden auch errechnet, was die Steuerreform für die Haushalte bedeutet – aufgeschlüsselt nach Einkommen und Erwerbstätigkeit. Im Allgemeinen sinkt der Wohlstand gemäss den Berechnungen um etwa 1,5 Prozent des Bruttoinlandproduktes. In dieser Berechnung ist allerdings der Wert einer saubereren Umwelt nicht enthalten, da sich dieser nicht in Geld angeben lässt. Auch für Haushalte ist eine Rückerstattung der Einnahmen über eine Reduktion der Kapitalsteuern am vorteilhaftesten, wenn eine hohe Reduktion des CO2-Ausstosses angestrebt wird. Zwar reduziert sich der Wohlstand der Bevölkerung auch dann, doch die Unterschiede zwischen den Gruppen sind bei einer Kapitalsteuerreduktion am kleinsten.

Was ist in der Politik zu tun?

Um zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen möglichst gerechte Rückvergütungen zu erreichen, gelten gemeinhin pauschale Verteilungen als die geeignetste Methode. Diese Studie zeigt aber, dass dies nicht immer der Fall ist und sich eine Reduktion der Kapitalsteuern besser eignen kann. Deshalb empfehlen die Forschenden den politischen Entscheidungsträgern, bei der Ausarbeitung von Steuerreformen eine grosse Bandbreite von Modellen zu berücksichtigen. So können die vermeintlich wirtschaftsschädlichen zusätzlichen Umweltabgaben nicht nur der Energiestrategie 2050 den Weg ebnen, sondern auch ein höheres Wirtschaftswachstum erzeugen.

Produkte aus diesem Projekt

Kontakt und Team

Prof. Lucas Bretschger

ETH Zürich
Zürichbergstrasse 18
Ökonomie/Ressourcenökonomie
ZUE F 7
8092 Zürich

+41 44 632 21 92
lbretschger@ethz.ch

Lucas Bretschger

Projektleiter

Christos Karydas

Alle Aussagen dieser Seiten bilden den Stand des Wissens per 10.05.2019 ab.