Umweltsurveys
Einen weiteren Forschungszweig des Projekts stellen die Schweizer Umweltsurveys dar, durchgeführt von der ETH Zürich. 2006, 2011 und 2018 wurden stets die gleichen Personen hinsichtlich ihrer Umwelteinstellung befragt. Zudem wurden die Daten in einem sogenannten Geo-Informationssystem (GIS) mit raumbezogenen Registerdaten verknüpft. Aus Sicht der Forschenden stellen diese Befragungen in einem Zeitrahmen von 12 Jahren eine weltweit einzigartige Datensammlung dar.
Aus diesen Befragungen wissen die Forschenden: Die Spannbreite der Treibhausgasemissionen bei Privatleuten ist sehr hoch. So belastet das obere Zehntel die Umwelt mit sechs Mal so viel Treibhausgasemissionen wie das untere Zehntel. Wer ein hohes Umweltbewusstsein hat, überträgt diese Haltung nur teilweise auf sein persönliches Energieverhalten. Zwar gibt es Zusammenhänge zwischen Umweltbewusstsein und der Mobilität, etwa bei der Autonutzung. Bei privaten Flügen ist allerdings kein signifikanter Zusammenhang mit dem Umweltbewusstsein zu beobachten, zwischen dem Umweltbewusstsein und dem konkreten Handeln bestehen Diskrepanzen. Insbesondere haben Personen mit höheren Einkommen eine eher ungünstigere Ökobilanz als Geringverdiener aufzuweisen. Dennoch bestehen auch in der gleichen Einkommensklasse noch sehr grosse Spielräume, einen mehr oder minder ökologischen Lebensstil zu praktizieren. Wichtig ist das Umweltbewusstsein aber insbesondere dann, wenn es um die Akzeptanz von Massnahmen zur Energieeinsparung geht. Je höher das Umweltbewusstsein, umso eher werden Massnahmen wie zum Beispiel eine Citymaut, höhere Parkgebühren, Tempo 30 in Innenstädten, Tempolimit 100 auf Autobahnen, die Förderung des Veloverkehrs und insgesamt die Energiestrategie 2050 des Bundes unterstützt. Eine sehr grosse Mehrheit spricht sich zudem dafür aus, dass die Regierung die Schweizer Stromanbieter ermutigen soll, Ökostrom als Standardstrom einzuführen.
Für das Team der ETH und die Berner Forschungsgruppe ist darum klar: Die Bürgerinnen und Bürger akzeptieren die Umsetzungsziele der Strategiewende 2050 und dies umso mehr, je stärker ihr Umweltbewusstsein ausgeprägt ist. Und so empfehlen die Forschenden zur Umsetzung der Energieziele, der Bevölkerung nebst den finanziellen Anreizen auch sanfte Anreize zu setzen.