Erst wenig verbreitete gebäudeintegrierte Photovoltaik
Zwar wurden im Laufe der Jahre in der Stadt Neuenburg immer mehr Solaranlagen installiert. 2012 waren es erst vier, 2015 bereits 68. Doch die gebäudeintegrierte Photovoltaik fristet ein Nischendasein: von den bis Ende 2015 insgesamt 202 installierten Anlagen waren nur drei in Gebäude integriert. Um die Gründe dafür zu erfahren, wählten die Forschenden zwölf repräsentative Gebäude aus, die sich in verschiedenen Eigenschaften voneinander unterscheiden: zum Beispiel in der Bauphase, ob freistehendes Gebäude oder eingebettet in eine Strassenzeile oder nach Art des Daches (flach oder geneigt). Dann führten die Forschenden Gespräche mit den Architekten und den Eigentümern dieser Gebäude. Die Eigentümer bestanden unter anderem aus Pensionskassen, Immobilienfonds, Stiftungen und staatlichen Behörden.
Ergebnis: Es gibt nicht einen einzelnen Grund, der dazu führt, dass gebäudeintegrierte Photovoltaik selten eingebaut wird. Für Architekten sind folgende Faktoren entscheidend:
- Geringes Wissen über gebäudeintegrierte Sonnenenergie bei den Kunden, aber auch bei den Architekten
- Fehlender gesellschaftlicher Druck – auch von der Politik
- Hohe Kosten für die Gebäudeintegration, die Investoren abschrecken
Ausserdem gaben die Architekten an, dass derzeit noch Erfahrungen mit gebäudeintegrierter Photovoltaik fehlen, was die Planung erschwere. Die Eigentümer stimmen den oben genannten Punkten zu, erwähnen aber zusätzlich, dass die administrativen Vorgänge für Planung und Bewilligung sehr umständlich seien. Die Gespräche wiesen aber auch auf das Potenzial der Technologie hin: Sowohl Architekten wie Eigentümer waren von der Effizienz überzeugt. Die Auswahl der Formen, Farben, Grössen und Texturen scheint zufriedenstellend zu sein. Dennoch hoffen Architekten auf eine weitere Diversifizierung.
Aus den Interviews wurde klar, dass erfolgreich abgeschlossene Projekte sehr wichtig sind, denn sie demonstrieren anschaulich die Machbarkeit der Technologie. Dies führt gemäss den Forschenden dazu, dass sie künftig von mehr Menschen in Betracht gezogen wird. Hilfreich ist zudem der Beizug von Solarenergie-Spezialisten, die Architekten beraten und überzeugen und Informationen über die aktuelle Marktentwicklung haben. Die Mehrzahl der Interviewten, nämlich 81 Prozent, findet, der Staat müsste gebäudeintegrierte Photovoltaik mit Subventionen fördern, damit die Kosten für die Eigentümer tragbar sind.
Die Wissenschaftler halten fest, dass die Gebäudeintegration ausser bei Neubauten auch bei ohnehin anstehenden Renovationen sinnvoll ist. Denn eine noch intakte und zeitgemässe Gebäudehülle vorzeitig zu ersetzen ist nicht im Sinne der Nachhaltigkeit.