Abfall ist nicht nutzloser Müll. In den verschiedenen Abfällen aus Schweizer Privathaushalten und aus der Industrie steckt Energie, die zurückgewonnen werden kann. Das geschieht bereits jetzt durch die Nutzung von Wärme und Strom aus Verbrennungsanlagen und durch das Recycling von Materialien – unter anderem Papier, Karton, Glas, Metall, PET, organische Abfälle und zum Teil auch Plastik. Doch noch geht in den Verwertungsketten viel Energie verloren. «Das liesse sich ändern, indem das Abfallmanagement optimiert würde auf eine möglichst grosse Energieausbeute und auf möglichst geringe negative Auswirkungen auf die Umwelt», sagt Stefanie Hellweg, Umweltingenieurin an der ETH Zürich. «So könnte die Abfallverwertung einen wesentlich grösseren Beitrag zur Energiewende leisten.» Hellweg hat zusammen mit ihrem Forschungsteam, zwei weiteren Teams der ETH Zürich und einem Team der Fachhochschule Nordwestschweiz in einem Verbundprojekt untersucht, was dazu nötig wäre.
Zunächst haben die Forschenden ermittelt, was für Abfall in der Schweiz überhaupt anfällt und was in den bestehenden Verwertungsprozessen damit geschieht. Sie führten Materialflussanalysen und Energieflussanalysen aller Abfallverwertungsprozesse in der Schweiz durch und erfassten so sämtliche Transport- und Lagerungsvorgänge sowie alle Energieströme der Verwertungsketten. Ausserdem modellierten sie sämtliche Recycling- oder Verbrennungsprozesse im Computer. Zudem berechneten die Umweltingenieure in gesamthaft 190 Lebenszyklusanalysen sämtliche Umwelteinflüsse der verschiedenen Abfälle und ihrer Verwertung. Auf diese Weise konnten sie gezielt den Einfluss möglicher Optimierungsmassnahmen simulieren.