An Sommertagen gibt es Zuviel, in der Nacht zu wenig: Strom aus Solarenergie. Auch Windkraftanlagen sind nicht sehr zuverlässig: Mal weht der Wind, mal herrscht Flaute. Damit der Strom aus solchen erneuerbaren Energiequellen auch an windstillen, dunklen Wintertage zur Verfügung steht, muss er gespeichert werden. Eine solche neuartige Speicherlösung haben Wissenschaftler der Professur für Erneuerbare Energieträger der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich im Rahmen eines Verbundprojekts erforscht.
In den Tessiner Alpen haben Forschende der ETH, der EPFL, des SUPSI und des Paul Scherrer Instituts zusammen mit dem Unternehmen ALACAES unter der Leitung von Andreas Haselbacher eine Druckluftspeicheranlage in einem alten Stollen erprobt. Das Prinzip: Wenn mehr Strom aus erneuerbaren Quellen anfällt als gebraucht wird, dann wird er dazu genutzt, um Luft zu komprimieren – diese wird dabei wie beim Aufpumpen eines Fahrradreifens zusammengedrückt. Gibt es später zu wenig Strom, öffnet man sozusagen das Reifenventil – die zusammengedrückte Luft entweicht und treibt dabei eine Turbine an, die Strom erzeugt.
In der Pilotanlage wird die Luft in eine Kaverne mit einer Länge von 120 Metern und einem Durchmesser von 5 Metern gepresst – dieser Hohlraum im Berg ist ein Überbleibsel vom Bau des Gotthard-Basistunnels. Den Hohlraum schliessen zwei fünf Meter dicke Betonpfropfen und Stahltüren ab. Darüber türmen sich 400 Meter Fels. Dass sich hier tatsächlich Druck aufbauen lässt und dabei keine Luft durch den Felsen leckt, haben die Forschenden in diesem Projekt gezeigt.