Jede Person in der Schweiz verursacht durchschnittlich 700 Kilogramm Abfall pro Jahr. Ein Teil davon wird recycelt, ein Teil verbrannt. Beide Prozesse gewinnen Energie aus dem Müll: Die Wärmeenergie aus den Verbrennungsanlagen nutzt man teilweise in industriellen Prozessen, zum Heizen von Behausungen oder um damit Strom zu produzieren. Und beim Recycling ersetzen die wiederverwendeten Materialien neue Rohstoffe und sorgen so indirekt für einen Energiegewinn. Doch nach wie vor geht ein grosser Teil der im Abfall enthaltenen Energie verloren. Das zeigt eine Untersuchung von Umweltingenieuren der ETH Zürich.
Die Wissenschaftler haben als Teil des Verbundprojekts «Abfallmanagement als Beitrag zur Energiewende» analysiert, wie viel Energie im Abfall aus Privathaushalten und in solchem mit ähnlicher Zusammensetzung aus der Industrie steckt und wie viel davon bislang nicht zurückgewonnen wird. Aufgrund ihrer Ergebnisse schlagen sie Massnahmen vor, um den Abfall in Zukunft besser zu verwerten.
Dazu haben die Zürcher Forschenden eine Materialflussanalyse und eine Energieflussanalyse der Abfälle erstellt: Von der Haustür bis zur Verwertung nach dem Recycling oder der Deponierung der Asche aus Kehrichtverbrennungsanlagen wurden alle Sammel-, Sortier- und Transportvorgänge erfasst sowie alle Energieströme der gesamten Verwertungskette berechnet. Ausserdem modellierten die Forschenden sämtliche Recycling- oder Verbrennungsprozesse im Computer. Dabei haben sie auch jene Abfälle miteinbezogen, die in Industrieöfen verbrannt werden – beispielsweise für die Zementproduktion – sowie die Abfälle, die ins Ausland exportiert werden. Ebenfalls untersuchten sie Materialien, die ins Recycling gehen: Papier, Karton, Glas, Metall, PET und weiteres Plastik. Ausserdem ermittelten die Umweltingenieure mittels Lebenszyklusanalysen die gesamten Umwelteinflüsse der verschiedenen Abfälle und ihrer Verwertungsprozesse – 190 einzelne Prozesse analysierten sie hierfür.