Zusätzlich zu einigen grossen Kraftwerken dürften in Zukunft viele kleine Anlagen erneuerbare Energie liefern – für einzelne Häuser, Siedlungen und Quartiere oder ganze Städte. Dazu sind drei Komponenten nötig: Erstens Energieproduktionsanlagen wie Solar- oder Windkraftwerke; zweitens Umwandlungsanlagen wie Wärmepumpen, Elektrolysezellen oder Brennstoffzellen. Die beiden letzteren speichern Energie in Form von Wasserstoff, Elektrolysezellen stellen den Wasserstoff unter Einsatz von Strom her, Brennstoffzellen machen das Umgekehrte. Drittens braucht es Speicheranlagen für Energie, etwa Batterien, Warmwasserspeicher oder Wasserstoffspeicher.
Doch es reicht nicht, die Anlagen einfach zu installieren – sie müssen auch optimal zusammenspielen. Dafür müssen diese auch Multi-Energy-Hubs genannten Anlagen nicht nur miteinander vernetzt, sondern auch aufeinander abgestimmt gesteuert werden. Zusätzlich muss ein Energy-Hub auch die Anbindung an externe Energiequellen wie das öffentliche Stromnetz koordinieren: Wann speist das System überschüssigen Strom ins Stromnetz ein, wann bezieht es Strom? Wann benötigen die versorgten Gebäude allenfalls zusätzlich Gas oder andere Brennstoffe, um zu heizen oder Heisswasser zu produzieren? Diese Fragen muss das System abhängig von den aktuellen Bedingungen beantworten und die Anlagen dementsprechend steuern. Und es muss sehr rasch auf Veränderungen bei der Energieproduktion oder beim Verbrauch reagieren können. Dafür braucht es einen ausgeklügelten Steuer- und Kontrollmechanismus. Einen solchen Mechanismus haben die Gruppenleiter Turhan Demiray und Roy Smith von der ETH Zürich zusammen mit ihren Forschungsteams in einem Unterprojekt des Verbundprojekts «Nachhaltige dezentrale Stromerzeugung» entwickelt.
Zunächst erstellten die Forschenden ein mathematisches Computermodell eines komplexen Multi-Energy-Hubs. Darin produziert eine Photovoltaikanlage Strom, der entweder sofort verbraucht, in einer Batterie gespeichert oder in Wasserstoff umgewandelt wird, um die Energie langfristig zu speichern. Fürs Heizen enthält das System neben einem konventionellen Warmwasserboiler eine Wärmepumpe und einen Warmwasserspeicher.