Virtuell in die Tiefe bohren
Doch die Forschung zur Verbesserung der geothermischen Verfahren geht weiter ¬– am Computer. Forschende mehrerer Schweizer Universitäten wollen mit Simulationen verstehen, welche Prozesse sich im Untergrund abspielen, wenn das Wasser ins heisse Gestein gepresst wird.
Um diese hydraulische Stimulation der Gesteinsdurchlässigkeit zu testen, wurde an der Universita della Svizzera Italiana ein Computermodell entwickelt. Es beschreibt das Verhalten feiner Risse mit rauen Oberflächen und berechnet, wie der hohe Wasserdruck bei der hydraulischen Stimulation Verschiebungen entlang der Bruchflächen erzeugt.
Neben dem Druck spielt auch die Temperatur eine wichtige Rolle, wie Forschende der Universität Neuenburg zeigten. Das eindringende kalte Wasser kühlt den Fels ab und erzeugt Spannungen. Diese können zu weiteren Brüchen führen und dadurch die Durchlässigkeit erhöhen.
Wie die kleinräumigen Bewegungen im Gestein sich auf den Durchfluss des Wassers und die Förderung von Wärme, aber auch auf die Erdbebentätigkeit auswirken, studierten die Forschenden mit einem weiteren Modell. Im Test konnte dieses vereinfachte, aber umfassendere Tool eine natürliche Erdbebensequenz in Nevada sehr getreu nachbilden.
Natürliche Vorgänge im Untergrund simuliert auch ein an der ETH Zürich entwickeltes Modell. Die Forschenden berechneten damit das Aufsteigen von heissem Wasser aus tiefen Felsklüften. Dabei entdeckten sie charakteristische Temperaturmuster, die schon in geringer Tiefe nachweisbar sind. Dieses neue Wissen könnte es in Zukunft erleichtern, ergiebige Vorkommen von Erdwärme aufzuspüren.