Fünf Prozent mehr Gewinn
Das Ziel solcher Vorhersagen ist ein optimaler Plan, der angibt, zu welchen Zeiten das Wasser eines Stausees durch die Turbinen gelassen wird. Dabei ist nicht nur der Füllstand des Sees entscheidend, sondern wichtig ist auch, für wie viel Geld der Strom zur jeweiligen Zeit verkauft werden kann. So lassen sich die Profite maximieren.
Die Forschenden analysierten mit historischen Preis- und Wetterdaten von 1994 bis 2014, wieviel mehr die Betreiber im Val Verzasca hätten verdienen können. Es zeigte sich: Mit der statistischen Verfeinerung hätte jedes Jahr ein Mehrbetrag von 230'000 Franken verbucht werden können, denn durch die besseren Abflussprognosen hätten die Betreiber weniger Wasser ungenutzt abfliessen lassen müssen. In einzelnen Jahren können die Gewinne noch viel grösser sein, wie der Experimentierzeitraum von 1994-2015 zeigte. In dieser Zeit erstellten die Forschenden reale Prognosen und erzielten damit Mehrgewinne von bis zu einer Million Euro. Laut den Forschenden resultiere diese grosse Summe zu einem Teil auch aus einer günstigen Wettersituation. Auch im Klöntal testeten die Forschenden ihr neues Verfahren, allerdings ohne grossen Erfolg. Trotz präziserer Abflussprognosen liessen sich hier kaum Mehrgewinne erzielen. Für das Einzugsgebiet der Thur war mangels Preisdaten keine Überprüfung der möglichen Gewinne durchführbar.
Dennoch zeigt die Methode am Beispiel der Verzasca, dass die Erträge um bis zu fünf Prozent gesteigert werden können, ohne dass bauliche Massnahmen nötig sind. Diese Optimierung war nicht zuletzt deshalb möglich, weil die WSL eng mit MeteoSchweiz und Partnern aus der Industrie zusammengearbeitet hat. Die Forschenden empfehlen der Politik denn auch, künftig solche Kooperationen zwischen staatlichen Forschungsinstitutionen und Privaten zu fördern, damit neuartige Lösungen entstehen können.